Mit Harnkontinenz ist gemeint, den Harndrang zu verspüren und so rechtzeitig zu äußern, dass die Blasenentleerung gewollt geregelt werden kann.

Eine Harninkontinenz (Blasenschwäche) besteht bereits, wenn nur ab und zu ein paar Tropfen unkontrolliert abgehen.

Die Harnblase ist ein sog. Hohlorgan in dem die harnpflichtigen Substanzen (Urin) „gesammelt“ werden und im besten Fall kontrolliert entleert werden. Die Steuerung der Blasenentleerung (Miktion) wird über das sog. Miktionszentrum in der Wirbelsäule überwacht. Sobald die Harnblase eine bestimmte Füllmenge (Dehnung der Muskelfasern) oder eine zu hohe Konzentration im Harn erreicht, wird ein Signal über das Miktionszentrum an die Großhirnrinde gesendet. In diesem Moment verspüren wir einen Harndrang. Wird dieser unterdrückt (keine Zeit – keine Toilette in der Nähe etc.) wird das Signal nach einer gewissen Zeit verstärkt erneut gesendet. Wird immer noch nicht reagiert, kann es je nach Füllmenge oder Konzentration des Harns in der Blase dazu kommen, dass der innere Schließmuskel (Sphinkter) sich öffnet und wir nur noch den äußeren Schließmuskel zur kontrollierten Entleerung haben. Der innere Schließmuskel besteht aus sog. glatter Muskulatur und somit haben wir keinen direkten Einfluss auf ihn. Er kann seine Anspannung fast unbegrenzt halten. Der äußere Schließmuskel besteht aus sog. quergestreifter Muskulatur und funktioniert so wie z. B. der Oberarmmuskel. Diese können die Anspannung (Muskelkontraktion) nicht lange halten (denken Sie an den Wettbewerb beim Maßkrug halten). Der Harndrang verstärkt sich, der äußere Schließmuskel kann die Anspannung nicht mehr halten und wir erreichen im schlechtesten Fall die Toilette zu spät.

Eine Harninkontinenz kann unterschiedlichste Ursachen haben. In der Medizin unterscheidet man zwischen verschiedenen Formen der Harninkontinenz.

Die Streßinkontinenz (Belastungsinkontinenz),  führt durch körperliche Belastung (Heben schwerer Lasten oder Husten oder Lachen) zu unkontrolliertem Harnabgang. Ursache hierfür können eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur, eine Bindegewebsschwäche in den Wechseljahren (Umstellung der Hormone bei der Frau – Östrogenmangel) sein. Diese Form der Harninkontinenz tritt am Häufigsten bei Frauen auf.

Die Dranginkontinenz führt zu einem plötzlichen Harnverlust durch das unwillkürliche Zusammenziehen der Harnblase. Ursache hierfür kann eine Störung der Reizwahrnehmung und der Reizweiterleitung sein (Reizung der  Blaseninnenwand  durch einen Blasenstein oder eine Entzündung). Auch Verletzungen der für die Reizleitung (Steuerung der Blasenentleerung) verantwortlichen Stellen, wie z. B. der Großhirnrinde, des Rückenmarks, des Miktionszentrums etc. können eine Dranginkontinenz auslösen.

Bei der sog. Überlaufinkontinenz entleert sich die Blase z. B. bei einer Verengung der Harnröhre oder einer Prostatavergrößerung nicht komplett und es bleibt eine Restharnmenge in der Harnblase. Diese Restharnmenge führt dazu, dass die Person sehr häufig zur Toilette muss, da sie immer nur kleine Mengen entleeren kann. Wenn die Toilette nicht schnell genug erreicht werden kann, kommt es zum Überlaufen der vollen Harnblase.

Bei der Reflexinkontinenz oder auch neurogene Blasenentleerungsstörung besteht eine Unterbrechung/Störung der Nervenversorgung der Blasensteuerung. Z. B. kann das Signal des Miktionszentrums nicht mehr zur Großhirnrinde geleitet werden oder das Miktionszentrum selber ist gestört oder die Verbindung von der Blase zum Miktionszentrum ist gestört. In diesen Fällen verspürt die Person keinen Harndrang mehr. Bleibt der innere Schließmuskel in spastischer (verkrampfter) Haltung durch diese Nervenstörung, kann die Blase auf herkömmliche Weise nicht mehr entleert werden. In diesem Fall ist heute ein mehrfach tägliches Katheterisieren mit besonders gleitfähigen Blasenkathetern das Mittel der Wahl. Wird die Blase reflexartig, ohne Einfluss der Person entleert, muss eine Inkontinenzversorgung (Pants oder Urinalkondom) eingesetzt werden.

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